Von Sandra Greco
Wie schwierig es ist, eine geeignete Wohnung in Braunschweig zu finden, zeigt der folgende Fall:
Eine langjährige Besucherin des Mütterzentrums war auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Die Wohnung, in der die fünfköpfige Familie lebte, wurde mit dem dritten Kind zu klein. Und zu ungesund.
Die 62 qm große Wohnung war in fast allen Räumen mit Schimmel befallen. Obgleich der Schimmel regelmäßig entfernt, es gelüftet und geheizt wurde, kam er wieder. Die Familie, vor allem die Mutter und kleinen Kinder, hatten oft Kopfschmerzen und Erkältungen. Eine neue Wohnung musste also her! Es gab, nennen wir es mal so, einige Herausforderungen, die die Wohnungssuche erschwerten.
- Die Familie hat drei Kinder im Alter von elf Jahren, ein Jahr und ein Neugeborenes.
- Der Familienvater stammt aus Afrika
- und die Familie lebt von Sozialleistungen
Täglich wurde im Internet, in der Zeitung und bei Ebay-Kleinanzeigen gesucht. Später dann sogar über die Politik. In den zwei Jahren der Suche ereigneten sich mehrere unangenehme Vorfälle, von denen zwei hervorzuheben sind: Eine geeignete Wohnung war in Aussicht. Die Besichtigung war vielversprechend, die Zusage vom Vermieter erteilt. Nun ging es nur noch um die Formalitäten. Der Bezugsschein vom Sozialamt offenbarte die Herkunft des Familienvaters.
Der Vermieter nahm daraufhin die Zusage zurück und begründetet dies damit, dass er ein „rein deutsches Wohnhaus haben möchte“. Die Familie war entsetzt über diese abwertende Äußerung und es dauerte lange, bis die Mutter darüber offen sprechen konnte. Zu tief saß der Schmerz über diese offensichtliche Ausländerfeindlichkeit.
Dann die nächste Enttäuschung: auf die regionale Kleinanzeige im Internet, bei der die Familie mit einem Familienfoto für sich warb, kam ein Anruf. Die mittlerweile 13-jährige Tochter ging ans Telefon und berichtete später, dass ein komischer Mann angerufen hätte, der sich mit ihr treffen wollte und dabei „so komisch geatmet“ hätte. Der Schock über den pädophilen Anruf war groß und die Anzeige wurde sofort gelöscht! Nach zwei Jahren der Suche erfuhr die Familie dann im Frühjahr 2014 über eine Freundin von einer Familie, die auswandern wollte. Die Wohnung im Erdgeschoss, 93 qm, zwei Bäder, vier Zimmer, Balkon mit Garten, Spielplatz vor der Haustür und Lage in der Weststadt war passend.
Die Familie erhielt die Zusage und konnte endlich umziehen. Die beiden kleinen Kinder und der Familienvater freuen sich über den neugewonnenen Platz.
Mutter und große Tochter sind „noch nicht so richtig“ angekommen. Vorher lebten sie in einem gemütlichen 6–Parteienhaus im zweiten Stock, konnten die Fenster tagsüber offen lassen und ihre Ruhe genießen. Die neue Wohnung hingegen befindet sich im Erdgeschoss eines großen Wohnblocks mit 21 Parteien. Es wurde früher schon einmal eingebrochen und die Familie fürchtet weitere Einbrüche, sodass sie Fenster und Balkontüren nicht unbeaufsichtigt offen stehen lässt. Ein weiter Nachteil: oft wird an der Wohnungstür geklingelt, sei es der Paketbote, die Polizei, der Gerichtsvollzieher oder nachts Betrunkene, die ins Haus gelassen werden möchten. All das hat die Familie in der kurzen Zeit bereits erlebt und stellt mittlerweile nachts die Klingel ab.
Drücken wir also die Daumen, dass sich bald alle Familienmitglieder in der neuen Wohnung wohlfühlen.
[ Sandra Greco ]