Wir waren im Oktober in Finnland /Helsinki. Unser Sohn macht dort ein Auslandssemester und wir wollten ihn dort gerne besuchen. Wahrscheinlich wäre ich sonst nicht auf die Idee gekommen, im Oktober nach Finnland zu reisen. Glücklicherweise war es nur ein paar Grad kälter als hier und wir hatten zunächst ein paar sonnige Tage. Danach kam der 24 Stunden Regen.
An den schönen Tagen konnten wir Helsinkis attraktivste Orte besuchen.
Das Essen war teuer, aber sehr gut. Die Lachssuppe und Salate mit Lachs waren der Traum. Überall wo wir hinkamen, gab es freies Trinkwasser ungefragt auf den Tisch gestellt und wurde bei Leerstand wieder aufgefüllt. Es gehörte einfach zum guten Ton oder selbstverständlich zum menschlichen Wohlbefinden dazu.
Viel trinken ist gut für die Gesundheit und füllt natürlich auch die Blase. Aber hier ging man offensichtlich davon aus, dass der Toilettengang überall möglich, frei und unisex sein konnte. Großartig!
Die große moderne öffentliche Bücherei von Helsinki, eröffnet im Dezember 2018, heißt Oodi und bedeutet soviel wie „Eine Ode an die Gemeinschaft“. Äußerlich denkt man an die Philharmonie in Hamburg und innen bot sie ein wundervolles Interieur mit viel Holz und kreativen Möglichkeiten.
Dort war es natürlich einfach möglich zu lesen. Dann stand dort ein langer Tisch mit Nähmaschinen und Overlockmaschinen - großartig für Näherinnen. Eine Strickgruppe traf sich dort. Weiter auf der anderen Seite war ein Riesenplotter, mit dem man selbst Plakate herstellen konnte. In ein paar abgeschlossenen Glaskabinen konnte man Virtuell Reality nutzen. Mehrere 3D-Drucker konnten benutzt werden sowie Meetingräume und überall Sitzgelegenheiten. Ein Café gab es natürlich auch. Und nicht zu vergessen reichlich Toiletten.
Auf einer Tafel im ersten Stock steht:
„Jeder hat das Recht, in der Bibliothek zu sein. Herumhängen ist erlaubt, ja sogar erwünscht. Rassismus und Diskriminierung haben in dieser Bibliothek keinen Platz. Oodi ist unser gemeinsames Wohnzimmer.“
Diese Möglichkeiten des Teilens stelle ich mir hier in Deutschland als sehr lohnend und zukunftsweisend vor.
Zudem hatte ich in der Stadt als Frau das Gefühl einer selbstverständlichen Gleichwertigkeit und allgemein, dass die Finnen super entspannt sind. Sie haben sich von einem armen Land zu einem Land mit Bildung, einer wunderbaren Architektur und Holzindustrie entwickelt. Ihr Motto lautete dazu: Jede/r bringt das ein, was er/sie hat und gibt damit das Beste für die Gesellschaft.
[Rita Dippel ]