von Monika Döhrmann
Anlass für mich, sich einmal intensiver mit Demokratie zu befassen, war das 30-jährige Jubiläum des Mütterzentrums.
Das Mütterzentrum ist ein Ort, der täglich von ca. 200 sehr unterschiedlichen Menschen besucht wird. Die Anlässe sind sehr verschieden: Ein Einkauf von Bekleidung im Secondhand, der Besuch der Babygruppe, das Mittagessen im Café. Mein Gefühl: Klein, klein. Mein Wunsch war, unsere Arbeit einmal in einen größeren Kontext zu stellen. Was bedeutet es, wenn so verschiedene Menschen sich im Alltag begegnen, was bewirkt es? Mein Eindruck: Hier wird Nachbarschaft gelebt, hier wird der Stadtteil entwickelt, hier findet Demokratie statt.
Um das zu untermauern, habe ich im Internet recherchiert und bin u.a. auf das Buch von Jürgen Wiebicke: „Zehn Regeln für Demokratie-Retter“ gestoßen. Da das Buch nur 5 € gekostet hat und nur 112 Seiten hat, schien es mir geeignet für einen Einstieg in das Thema.
Die Kapitel heißen:
- Liebe deine Stadt
- Mache dir die Welt zum Dorf
- Bleibe gelassen im Umgang mit Demokratie-Verächtern
- Fürchte dich nicht vor rechten Schein-Riesen
- Verliere nicht den Kontakt zu Menschen, die nicht deiner Meinung sind
- Packe Probleme nicht in Watte
- Verabschiede dich von der Attitüde, eigentlich gegen diese Gesellschaft zu sein
- Warte nicht auf den großen Wurf
- Wehre dich, wenn von „den“ Politikern die Rede ist
- Verbinde Gelassenheit mit Leidenschaft
Ich möchte ein paar Gedanken aus dem Buch herausgreifen: Jeder Mensch will irgendwo dazu gehören und anerkannt werden. Es braucht also Orte, die das bieten und die Begegnung ermöglichen, ein Füreinander und Miteinander. Und diese Orte müssen schön sein, damit die Menschen sich wohl fühlen. Wichtig ist eine gute Mischung, eine Balance von Einheimischen und Zugewanderten, von Gesunden und Kranken, Alten und Jungen usw.
Unser Haus ist ein Marktplatz des öffentlichen Gesprächs und Meinungsstreits. Und es gibt Schlüsselpersonen, an denen sich andere orientieren können. Offenheit für andere, wertschätzende Ansprache, Begeisterung für Projekte werden vorgelebt und fi nden dadurch Nachahmer. Kontakte zu Menschen, die anders sind als man selbst, verändern die eigene Sicht. Das Schauen über den Tellerrand wird möglich. Dies gelingt uns im Haus immer wieder durch Begegnung. Schließlich leben wir alle in einer Welt.
Ja! Wir leben in der Hugo-Luther-Straße Demokratie und wir tragen zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei!
[ Monika Döhrmann ]