Von Anke Bierbaum-Schulte
Die Küche im Mütterzentrum/MehrGenerationen-Haus in Braunschweig brummt, besonders, seitdem dort ein echter Profi am Werk ist, nämlich unser Koch Karl-Heinz Bauer. Neben vielen anderen fleißigen Händen wirtschaftet er hier seit Oktober 2012 an drei bis vier Vormittagen in der Woche in der Küche. An den Tagen, an denen es kein türkisches oder asiatisches Mittagessen gibt, dann sind andere Fachfrauen am Werk, schwingt Karl- Heinz den Kochlöffel und auch das Zepter, leitet PraktikantInnen und HelferInnen an und sagt, wo es lang geht, denn er hat den Beruf Koch von der Pike auf gelernt.
1949 in der Nähe von Aachen geboren, begann er nach Beendigung seiner Schulzeit zuerst eine Konditorausbildung und im Anschluss, achtzehnjährig, dem Mindestalter für den Einstieg in seinen Wunschberuf, 1967 in Köln die Ausbildung zum Koch. Nach dem Berufsabschluss arbeitete er für ein Jahr im Grand Hotel Nürnberg als ´Commis de Cuisine´.
Und jetzt erzählt Karl-Heinz über sein bewegtes Berufsleben, eine Aneinanderreihung von europäischen Städtenamen verbunden mit den Namen nobler Hotels, von denen man, wenn überhaupt, vielleicht schon mal gehört hat, geschweige denn dort Gast gewesen ist. Für Köche gilt es Berufserfahrungen zu sammeln und das war der Grund für seinen Wechsel in die Küche des Grand-Hotels Stockholm in Schweden. Hier traf man auf Kollegen aus Frankreich, der Schweiz, Finnland, Österreich und Deutschland. Auch der Küchenchef war ein Deutscher. Karl- Heinz lernte die schwedische Küche und ebenso viele interessante Menschen kennen. Das liebt er auch heute noch besonders an seinem Beruf und trifft es auch im Mütterzentrum wieder. ‚Multi- Kulti‘ macht eben Spaß und erweitert den Blick.
Nach seiner Zeit in Schweden geht es weiter nach Schottland in die Städte Glasgow und dann Edinburgh. Um nur ein paar gut klingende Hotelnamen seiner Tätigkeitsorte zu nennen: Turnburry Hotel und Caledonian Hotel Edinburgh. Hier traf er auf französische bzw. schottische Küchenchefs, die bekannt waren für die Zubereitung wunderbarer Fischgerichte. Nicht umsonst lockt das Fischangebot auf dem Speiseplan heute viele Mittagsgäste ins MehrGenerationenHaus. Übrigens, in Edinburgh lernte Karl-Heinz seine Frau kennen. Sie führte nämlich in dem außerhalb der Stadt liegenden schottischen Turnburry-Golfhotel den hauseigenen Friseursalon.
Die nächsten beruflichen Stationen waren 1972 Köln (Hotel Mondia, Interconti-Hotel) und dann Trier. Seine zukünftige Frau kam als Engländerin nach Deutschland. Karl-Heinz hatte ihr einen Arbeitsplatz als Zimmermädchen besorgt, denn sie musste erst einmal die Sprache lernen. Ein familienfreundlicher Arbeitsplatz fand sich in der Restaurantküche der damaligen Horten-Kaufhäuser.
So arbeitete Karl-Heinz 1973 als Substitut im Kupferspieß in Bremerhaven, dann als Restaurantleiter bei Horten in Hannover. In Braunschweig begann er Ende 1978 im Horten-Kaufhaus, dem heutigen Galeria, und führte es ab 1979 bis zu seinem Ruhestand 43 Jahre als Restaurantmanager.
Zwischenzeitlich wechselte es seinen Namen und wird heute noch unter ‚Dinea‘ geführt. Zeitweise waren dort bis zu sechzig Mitarbeiter beschäftigt und in den neunziger Jahren machte das Restaurant 4 – 5 Mio. Umsatz pro Jahr.
Viele Events wurden veranstaltet mit Essensangeboten zahlreicher Länder wie Frankreich, Italien oder die Berlin-Aktion. Karl-Heinz berichtet, dass er nach Berlin gefahren sei, sich dort eine Kneipe angesehen habe, um entsprechende atmosphärische Umgestaltungen für das Restaurant in Braunschweig vorzunehmen. Modenschauen fanden statt. Es gab enge Kontakte nach Kasan, Braunschweigs Partnerstadt, und Aktionen im Kaufhaus und in der Stadt wurden durch entsprechende Restaurantangebote begleitet. Eindrucksvolle, interessante Einblicke, von denen Karl-Heinz da erzählt.
Überhaupt ist die Tätigkeit als Koch nicht einfach. Arbeitszeiten im Schichtdienst und besonders in den großen Hotels bis in die Nacht hinein. In kleineren Betrieben ist man allein für die Küche verantwortlich und steht noch weitaus längere Arbeitszeiten an den Herden.
Inzwischen musste Karl-Heinz eine Familie versorgen, denn 1973 heiratete er und seine beiden Töchter wurden 1978 und 1983 geboren. Die Familie zog nach Watenbüttel, zuerst in eine Mietwohnung und seit 1987 leben sie in einem eigenen Haus. Das Interesse an anderen Sprachen, Ländern und deren Kulturen hat der Vater an seine Kinder weitergegeben. Die Frau von Karl- Heinz besitzt heute noch die englische Staatsbürgerschaft. Eine der beiden Töchter lebte für einige Zeit mit ihrer Familie in der Türkei und es bestehen sehr gute persönliche Kontakte zu diesem Land.
[ Anke Bierbaum-Schulte ]