Von Rita Dippel
In jeder Phase meines Lebens waren für mich Persönlichkeiten aus der Literatur, Musik, Kunst Politik und Physik eine Orientierungshilfe. In meinen Dreißigern beschäftigte ich mich u.a. mit der Homöopathie.
Der Auslöser war ein Buch, das ich geschenkt bekam. Kritisch damit ließ ich das Buch erstmal liegen. Es reizte mich nach einiger Zeit dann doch, so dass ich erstmal einen Selbstversuch startete. Gleich in den Hochpotenzen agierend nahm ich nach einfachen Studien ein mögliches Mittel und hatte am dritten Tag unglaubliche Kopfschmerzen. Nie haben mich Kopfschmerzen derart inspiriert, nach der Wirkungsweise und Bedeutung der Heilmethode zu forschen. Ich war durch eine sogenannte Verschlimmerung gegangen und las fortan viele Klassiker aus der Homöopathie. Der Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann gehörte dazu. Je mehr ich mich in die Lehre und Praxis einarbeitete, desto mehr Achtung und Begeisterung empfand ich dafür. Deshalb ein Abriss seiner Biografie:
Dr. med. Samuel Hahnemann (1755 – 1843) Begründer der Homöopathie Christian Friedrich Samuel Hahnemann ist am 10. April 1755 als drittes Kind von Christian Gottfried Hahnemann und dessen Frau Johanna Christina Spiess in Meissen geboren. Im Alter von 12 Jahren brachte er anderen die griechische Sprache bei. Samuel wurde mehrmals von seinem Vater von der Schule genommen, um das tägliche Brot für die Familie mit zu verdienen. Am 29.11.1770 wird Samuel aufgrund der Unterstützung seiner Mutter in die Fürstenschule St. Afra aufgenommen. Das Motto der Schule lautete: Aude Sapere! (Wage weise zu sein!) und mit dem Grundsatz, frei, selbständig und kritisch zu denken und der Maxime, beim Lernen und Hören niemals der Leidende zu sein. Er zog im Frühjahr 1775, 20 Jahre alt, an die Universität Leipzig. Am 10.08.1779, nach Einreichung seiner Dissertationsschrift mit dem Thema „Eine Betrachtung der Ursache und Behandlung von Krampfzuständen“ promovierte Samuel Hahnemann zum Doktor der Medizin. Nach eineinhalb Jahren, am 17. November 1782 heiratete er seine Liebe aus Dessau. Das Studium der Chemie lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Franzosen Demanchy, ein Mann mit anerkanntem Ruf auf dem Gebiet der Chemie, dessen Werk, „Laborant im Grossen oder die Kunst, die chemischen Produkte fabrikmäßig zu fertigen“. Hahnemann übersetzte das Werk 1785 in die deutsche Sprache. Es ist von Hahnemann mit zahlreichen Fußnoten, Ergänzungen, und Anregungen versehen. Er zeigte dadurch die Beherrschung der französischen Sprache, eine außerordentliche Belesenheit und eine scharfe, selbstständige Beobachtungsweise.
1789 schreibt er eine Arbeit mit dem Titel: „Unterricht für Wundärzte über die venerischen Krankheiten“( Geschlechtskrankheiten). Gonorrhö und Syphilis wurden damals in einen Topf geworfen, Hahnemann unterschied sie in ihrer Symptomatik. Er zeigt ein neues Mittel gegen Syphilis auf: Mercurius solubilis hahnemanni. Dieses Mittel in der Menge von 1 Gran (0.062 g) bis 6 Gran in zeitlichen Abständen verabreicht, vermochte ein Mercurialfi eber zu erzeugen, das die Syphilis heilte. Das war in der damaligen Zeit keine Dosierung für eine Arznei. Die herrschende Schulmedizin verwendete Quecksilber, innerlich und äußerlich gegen die Syphilis. Die an Syphilis Erkrankten wurden solange mit quecksilberhaltigen Salben eingeschmiert, bis sich Durchfall und Speichelfl uss einstellte. Aus dieser Zeit stammt auch das Wort „Quacksalber“. Sie nannten es „ausschwemmen“. Bei der Obduktion von Leichen lief das Quecksilber förmlich aus den vergifteten Körpern. Hahnemann wies nach, dass auf diese Weise noch nie jemand von der Syphilis geheilt worden war. Im Gegenteil, bei winzigen aber regelmäßigen Dosen wird eine heilsame Kunstkrankheit erzeugt und diese heile die Syphilis aus.
1789 schreibt er, dass der Körper (die Lebenskraft, Dynamis) nicht die Kraft hat, die chronische Krankheit von selber zu überwinden, das Gift bleibt im Körper bis zum Tod. Die Dynamis ist nicht materiell, aber sie steuert den materiellen Organismus. Die damalige Schulmedizin suchte nur die Materia peccans (die krankmachende Materie), um sie dann mit Arzneigemischen aus dem Körper zu schaffen und glaubte auf diesem Wege den Leidenden von seiner Krankheit befreien zu können. Hahnemann hielt aber nicht die chemische Wirkung einer Substanz für heilend und auch nicht die Materie peccans als das Krankmachende. Er war ebenfalls Apotheker und Chemiker und interessierte sich für die Wirkkräfte, Wirkrichtung der Substanz, wo sie ansetzten im Organismus, welche Organe durch sie beeinfl usst werden usw. Ende September 1789 zog Hahnemann nach 29 Leipzig. Leipzig galt als geistiger und kultureller Mittelpunkt Deutschlands, ja ganz Europas, Sitz der Universität und des Buchhandels. Hahnemann griff 1792 öffentlich „den ärztlichen Unfug“ der damaligen Zeit an. Anlass dazu gab der plötzliche Tod Kaiser Leopold II. von Österreich, dessen Leibärzte in äußerst lässiger und oberfl ächlicher Weise gehandelt hatten.
1795 zog Hahnemann weiter nach Braunschweig, wo er sich nur vorübergehend aufhielt; blieb zunächst in Wolfsbüttel und im Oktober 1796 ist er weiter nach Königslutter, östlich von Braunschweig gezogen. Seine Familie war hier auf zehn Kinder gewachsen. Im Sommer 1799 zog er nach Hamburg. Sein Forschen galt den Kräften der Arzneimittel und ihren Wirkungen auf den menschlichen Körper und nicht den chemischen Wirkungen. “Heilkunde ist die Wissenschaft der Erfahrung. Die Kenntnisse der Krankheiten, der Hilfsmittel und deren Anwendung bilden das Heilgeschäft.“
Das Jahr 1790 sieht Hahnemann selber als Geburtsjahr der Homöopathie an. Die ausgebildeten Ärzte blieben seinen Erkenntnissen fern, so wendete er sich nun an die Studierenden der Medizin. Er beschloss, Dozent an der Universität Leipzig zu werden. Er musste durch Verteidigung einer Dissertation vor den höchsten Gremien der Universität Rechenschaft ablegen. Dieser Bedingung kam Hahnemann nach und hielt am 26. Juni 1812 die geforderte Habilitationsrede. Die Dissertation führte den Titel: „Dissertatio historicomedica de Helleborismo veterum“. Ausdrücklich beschränkte sich Hahnemann auf das historisch-medizinische Gebiet, wobei er seine ungewöhnlichen Sprachkenntnisse, seine Belesenheit und Gelehrsamkeit, besonders auch in der Geschichte der Arzneiwissenschaft, präsentierte. So zitierte er medizinische Schriftsteller in deutscher, französischer, englischer, italienischer, lateinischer, griechischer, hebräischer und arabischer Sprache und zwar mit genauer Angabe der betreffenden Stellen. Er ging wörtlich auf ihre Ausführungen ein und ergänzte sie mit Erwiderungen und Erweiterungen von seiner Seite. Über 50 Ärzte, Philosophen und Naturforscher ließ er zu Wort kommen. Der Hörsaal der Universität war vollständig gefüllt. Tatsache ist, dass keiner seiner Opponenten gegen Hahnemanns Ausführungen etwas einzuwenden gewusst hätte.
Mit dem Wintersemester 1812 eröffnete Hahnemann seine Vorlesungen über die Homöopathie an der Universität Leipzig. Nach der Schlacht um Leipzig 1813 brach in der Stadt Typhus aus. Während die offi ziellen Ärzte bei der Behandlung dieser gefährlichen Epidemie über 90% der Kranken verloren, behandelte Hahnemann 181 Patienten, davon heilte er 180, ein beachtlicher Erfolg und lebendiger Beweis für die Richtigkeit seiner Heilmethode.
In den Jahren 1828-1832 erscheinen die 4 Bände mit dem Titel: „Die chronischen Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung“ (erste Aufl age 1828). Als Hahnemann am 2. Juli 1843 starb, hinterließ er eine beeindruckende Zahl an Schriften, von denen sein Hauptwerk, das „Organon der Heilkunst,“ als Bibel des homöopathischen Arztes bezeichnet wird. Zunächst in aller Stille am Montmartre in Paris beerdigt, wurde am 21. Juli 1900 aus Anlass des internationalen homöopathischen Kongresses auf der Grabstätte ein würdiges Denkmal errichtet und eingeweiht.
(Text aus: akmosoph.com, Samuel Hahnemann Arzt und Begründer der Homöopathie, eine kurze Biographie)
In Braunschweig ist ein Relief als Andenken an Hahnemanns Wirken angebracht.
Foto von Rita Dippel: Relief von Hahnemann, Braunschweig, Durchgang Casparistraße, Nähe Fairkauf
[ Rita Dippel mamma mia AUSGABE 52 / 01 2016 ]