Von Gisela Kickhöfer
Wir möchten gerne von unseren Erfahrungen im Wohnprojekt Maschstraße 16 erzählen. Der Weg bis zum Einzug dauerte sehr lange und war äußerst schwierig.
Die Stadt, Wohnungsbaugesellschaften oder Banken waren im Jahr 1999 für Hilfen noch nicht aufgeschlossen.
Schwierige Umbaumaßnahmen waren zu bewältigen, die auch zwischenmenschliche Probleme mit sich brachten. Das strahlte stark in unsere erste gemeinsame Zeit aus. Hätte vielleicht eine Supervision zum damaligen Zeitpunkt geholfen? Die nächsten Unruhen kamen mit weiteren Umbaumaßnahmen: ins Dachgeschoss wurden 2 kleine Wohnungen eingebaut, gleichzeitig wurde das Dach neu gedeckt. Leider war es nicht möglich, einen Fahrstuhl oder Treppenlift zu bauen.
Das brachte mit sich, dass wir schnell ein Mehrgenerationenhaus wurden: in der zweiten Etage wohnen junge Menschen, so dass wir jetzt im Alter zwischen 30 und 79 Jahren sind. Auch Nachteile brachte der fehlende Fahrstuhl: ein älterer Mitbewohner konnte krankheitsbedingt die Treppe nicht mehr bewältigen und musste ausziehen.
Eine Mitbewohnerin aus der Anfangszeit hat sich nach einigen Jahren gegen gemeinschaftliches Wohnen entschieden und ist ausgezogen. Diese Veränderung hat uns allen gut getan. Seit mehreren Jahren ist es ruhig und friedlich geworden.
Wir genießen gemeinsame Aktionen im Garten, im Gemeinschaftsraum, in der Sauna. Einmal monatlich treffen wir uns zur Hausbesprechung und zum Sonntagsbrunch. lm Frühjahr und Herbst machen wir einen Aktionstag. Da arbeiten alle zusammen im Garten und erledigen nötige Reparaturen. Größere Reparaturen und die Hausverwaltung liegen in professionellen Händen.
Für ganz wichtig halten wir es, sich in der eigenen Wohnung sehr wohl zu fühlen. Denn mit zunehmendem Alter nimmt die Zeit zu, die man zu Hause verbringt. Schwierig kann es werden, wenn sich Krankheit und körperliche Einschränkungen einstellen. Deshalb ist Vorsorge wichtig: Barrierefreiheit, Dusche mit Bodenablauf, genügend breite Türen. Auch ein Balkon oder eine Terrasse können die Lebensqualität erhöhen. Gerade erleben wir wieder eine Veränderung: eine Mitbewohnerin kann wegen Krankheit nicht mehr alleine leben. Hier mussten wir erfahren, dass unsere Möglichkeiten zu helfen, wenn jemand auf Dauer krank ist, an Grenzen stoßen - dennoch: durch unsere Hilfe konnte die Erkrankte mindestens zwei Jahre länger hier leben, als es für sie alleine möglich gewesen wäre. ln Kürze wird eine neue Mitbewohnerin einziehen, die viel Kreativität mitzubringen scheint. Vielleicht erhält unsere Gemeinschaft neue lmpulse. Die Wohnungswirtschaft und die Politik sind dringend gefordert, auf die Veränderungen in der Gesellschaft zu reagieren.
Immerhin: eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu unseren Anfängen vor 15 Jahren ist sichtbar - das macht Hoffnung!
[ Gisela Kickhöfer ]