Von Heidi von Pein
Ende der achtziger Jahre haben wir mit unseren Freunden in Hamburg bei Besuchen und gemeinsamen Urlauben immer mal wieder darüber geredet, wie wir uns ein gutes Zusammenleben mit anderen Familien und Freunden vorstellen und wie sich dies in einem Wohnprojekt verwirklichen ließe.
Damals lebten mein Mann und ich berufsbedingt in Hannoversch Münden. Ich fühlte mich der Stadt Hamburg noch sehr verbunden, war ich doch dort geboren und aufgewachsen und mein Hamburger Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis war nach wie vor wichtig für mich. Eine Rückkehr in meine Heimatstadt konnte ich mir gut vorstellen. Auch die Aussicht, zukünftig mit anderen jungen Familien zusammenzuwohnen, war reizvoll, denn wir hatten schon unser erstes Kind und das zweite war unterwegs. Dass letzten Endes für unsere Familie alles anders gekommen ist und wir in Braunschweig gelandet sind, ist eine andere Geschichte.
Worüber ich schreiben möchte ist, dass unsere Hamburger Freunde mit Beharrlichkeit, Verhandlungsgeschick und einer Portion Glück ihr Wohnprojekt realisieren konnten. Unsere Freundin (eine Architektin) und ihr Mann warben für das Wohnprojekt in Zeitungen, auf Veranstaltungen und durch Mundpropaganda. Sie gewannen Interessenten und Interessentinnen, gründeten eine Genossenschaft, verhandelten mit den zuständigen Ämtern der Stadt Hamburg und erhielten endlich das ersehnte Baugrundstück.
Nach einer vierjährigen selbstorganisierten Gründungs- und Planungsphase konnte es losgehen. Nach einjähriger Bauzeit waren im November 2002 45 Wohnungen bezugsfertig. Sie verteilen sich auf elf Reihenhäuser (Passivhäuser) und drei Niedrigenergiehäuser und beinhalten 2-, 3-,4- und 5-Zimmerwohnungen, darunter auch behindertengerechte.
In ihnen leben 120 Menschen in guter nachbarschaftlicher Gemeinschaft: Alte und Junge, Singles, Paare und Familien. Dadurch, dass alle Bewohner/innen bei der Planung und Umsetzung des Bauvorhabens in allen Phasen miteinbezogen waren, gab es eine große Identifikation und Zufriedenheit mit dem Projekt. Ziele wie ökologisches und gleichzeitig wirtschaftliches Bauen, generationenverbindendes Zusammenleben, Einbeziehung von Behinderten und ein respektvolles soziales Miteinander wurden erreicht. Unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten war das Projekt ein Erfolg.
Besondere Beachtung bekam es auch, weil es in einem Stadtteil verwirklicht wurde, der im bundesweiten Programm „Soziale Stadt“ geführt ist. Einen ganz wichtigen Punkt möchte ich nicht unerwähnt lassen. Man könnte beim Lesen meinen, dieses Projekt sei nur etwas für Gutverdienende. In diesem konkreten Beispiel ist es aber so, dass durch eine gründliche Planung, die Gründung einer Baugenossenschaft, eine gezielte Auswahl geeigneter ausführender Baufirmen (Preise, Erfahrung) und nicht zuletzt durch den Erhalt öffentlicher Fördermittel. Hier ist eine Anlage entstanden, die sich durch ihre Reihenhäuser sehr vom bisherigen sozialen Wohnungsbau unterscheidet. Auch Menschen mit einem kleinen Geldbeutel haben hier ein neues Zuhause gefunden.
[ Heidi von Pein ]